Viele nehmen sich vor, im Urlaub mal so richtig abzuschalten, jeglichen Kontakt zur Arbeit zu unterbinden und ganz besonders, sich von sozialen Medien und Netzwerken fernzuhalten. Doch im Selbstversuch zeigt sich schnell, dass das gar nicht so einfach ist. Will man doch auf Instagram seine schönsten Urlaubsbilder teilen, auf Facebook kundtun, wie ungemein lecker das neu entdeckte Restaurant ist. morgens, mittags und abends schnell einen Blick auf die Twitterlisten werfen und sich ratzfatz auf den aktuellsten Stand der Geschehnisse in der Welt bringen.
Zugegeben der Sommer hatte auch viel zu bieten
Im Regenwald brennt die Lunge der Erde und Brasiliens Präsident Balsonaro beschäftigt sich lieber mit dem Aussehen der First Lady Frankreichs. In Hongkong steigt die politische Spannung ins Ungewisse - nicht durch Hunderttausende aufgespannte Regenschirme, sondern, weil das Volk auf der Straße für mehr Demokratie demonstriert. Donald Trump, U.S.-Präsident im Dauerwahlkampf, streitet so eifrig mit China in Sachen Handel, dass der Weltkonjunktur so langsam die Puste ausgeht und sich am Horizont Rezessions-wolken zu bilden drohen.
Der Troll aus der Downing Street
Neulich erinnerte ich mich an eine Szene aus dem Film “Harry Potter und der Stein der Weisen”. Harry Pot-ter, bekleidet unter anderem mit seinem schwarzen Umhang, bezwang einen riesigen Troll indem er ihm seinen Zauberstab in die Nase steckte. Nun, fortan muss ich bei dieser Szene immer an John Bercow, den Mister Speaker des englischen Unterhauses denken, und an Premierministers Boris Johnson, welcher sich alle Mühe gibt, das Brexit-Chaos ins Unermessliche zu steigern.
Segeltörn, Auferstehung inklusive
Währenddessen segelt die junge Klimaaktivistin, Greta Thunberg in die USA für weitere “School strike for climate”-Aktionen. Unermüdlich ist ihr Einsatz gegen den Klimawandel. Zudem sind ihre Worte klar und kompromisslos. Und eigentlich müssten auch wir, Erwachsene, längst schon erkannt haben, dass wir uns in Bezug auf das Klima keine Kompromisse mehr leisten können. Und doch muss diese zierliche Person bei vielen, schweißgebadete und mit Alpträumen gespickte Nächte hervorzurufen.
Ob dies nur bei älteren, ergrauten Männern der Fall ist, sei mal dahin gestellt. Warum sonst schlägt diesem Mädchen ein solch ungehemmter Schwall an Hasskommentaren im Netz entgegen? Diese einfältigen Hater gingen soweit, dass für einen Augenblick im Netz sogar die Nachricht vom Tode Greta Thunbergs zirkulier-te. Ihre Auferstehung erfolgte umgehend. Denn in den darauffolgenden regelmäßigen Berichterstattungen zur Segelfahrt, sah sie quicklebendig aus.
Neben dem Verbreiten von irgendwelchen “Fake news” ist das Agieren von sogenannten “Trollen” in den sozialen Netzwerken ein gefährliches, nicht zu unterschätzendes Phänomen.
Sozial unerwünschte Eigenschaften
Ein Troll im Netz ist eigentlich eine Person, welche sich in Diskussionen einschaltet, beziehungsweise sich im Netz zu Wort meldet, indem sie bewusst provokante Beiträge formuliert und so emotionale Reaktionen von Nutzern erwartet. Sie wollen absichtlich anderen schaden, verletzen oder gar Konflikte schüren. Das perfide ist, dass die Provokationen meist unterschwellig sind, ohne offene Beleidigungen zu sein.
Mit Blick auf eine Studie der drei Psycholgen Erin E. Buckels, Paul D. Trapnell (beide von der University of Manitoba in Winnipeg, Canada) und Delroy L. Paulhus (University of British Columbia, Vancouver, Canada) läuft es einem schon kalt den Rücken hinunter. Das Persönlichkeitsprofil eines solchen Trolls besteht aus vier dunklen und negativen Eigenschaften:
Spitze in punkto Empathielosigkeit
Erschreckend, nicht? Da erscheinen doch viele Tweets oder Facebook-Posts auf einmal in einem ganz an-deren Licht.
Als Bilderbuchbeispiel eines Trolls setzt sich immer wieder einer der selbsternannten Anführer einer Face-book-Bewegung in Szene, deren Holzweg2050 mittlerweile jedem ein Begriff sein dürfte. Nicht nur dass er immer wieder unverblümt Nazi-Thesen vertritt und verharmlost und ebensolche braunversiffte Ideen aus dem Ausland kopiert, er ist auch Spitzenreiter unter den Empathielosen. So fühlte er sich in seiner grenzen-losen Selbstverliebtheit dazu bestimmt, den Gesundheitszustand von Justizminister Félix Braz öffentlich zu kommentieren – eine Diskussion, die schließlich darauf hinauslief, darüber zu befinden, welches Lebens unter welchen Umständen noch lebenswert sei und welches nicht.
Es genügt nicht, solche Aussagen als nicht der Rede wert abzutun. Es reicht nicht zu sagen, welch armer Geist! Oder zu sagen “Deen do huet als Kand nët genuch un der Wéi gesongen krut!”
Trolle, welche die Würde eines Menschen in solchem Maß verunglimpfen, gehören an den Pranger gestellt! Man muss ihnen Kontra bieten! Andere vor ihnen schützen, auch wenn dies schwieriger ist als ihnen einfach mit dem Zauberstab den Popel aus der Nase zu fischen!
Qui ne dit mot, consent!
Mylène Bianchy