Auf zum SYPROLUX-Kongress!
Die Zeit vor einem Kongress ist etwas ganz Besonderes. Sie erlaubt es, die Ereignisse der letzten Monate mit etwas Abstand Revue passieren zu lassen. Gewinne und Verluste haben uns in diesem Jahr begleitet.
Historisches Ergebnis bei den Sozialwahlen
Als SYPROLUX ist es uns gelungen, bei den Sozialwahlen im März 2024 mit 5 Sitzen die lang ersehnte Parität in der Zentraldelegation zu erreichen. Ein Novum in der Geschichte unserer Gewerkschaft. Und auch auf betrieblicher Ebene bei den CFL konnten wir die Parität erreichen. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen Sympathisanten, Mitgliedern, Vertrauensleuten, Personaldelegierten und Ersatzdelegierten für ihre Unterstützung, ihr Engagement und vor allem für das Vertrauen bedanken, das sie uns mit ihrer Stimme entgegengebracht haben.
Mehr Verantwortung
Mit den Sozialwahlen erhielten wir als SYPROLUX zwei weitere wichtige Mandate: das Mandat des Delegierten für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und das Mandat des Sekretärs des Comité Social de Consultation. Beides sind Mandate, die eine gewisse Zeit der Einarbeitung und auch der Schulung in diesem Jahr erforderten. Die Verantwortung ist hoch, aber mit einer gesunden Portion Mut und Willen, einer Prise Hartnäckigkeit und einem Quäntchen Verrücktheit wird es gelingen, beide Kinder zu schaukeln!
Mehr Schutz
Auf politischer Ebene stellen wir als SYPROLUX fest, dass unsere Forderungen hinsichtlich mehr Sicherheit im öffentlichen Verkehr ihren Niederschlag im Koalitionsprogramm gefunden haben. Das Platzverweisverfahren wurde erweitert. Vor allem aber scheint Bewegung in das Dossier zu kommen, bestimmte Eisenbahnberufe unter den gleichen Schutz zu stellen wie Polizisten oder Mitarbeiter des CGDIS.
Aufwertung der CFL-Berufe
Auch beim Thema «Aufwertung der CFL-Berufe» haben wir als SYPROLUX bei unserer Ministerin für Mobilität Gehör gefunden. Hier schwebt uns ein Vergütungssystem vor, das auf der operativen Verantwortung basiert, zu der auch der Faktor Sicherheit (Sûreté) gehört. Dies als kleiner Ausblick ins Jahr 2025.
Härtefälle werden endlich bereinigt
Erst letzten Freitag teilte uns der Direktor des RH mit, dass die Härtefälle der I7 (ancien régime) der Kontrolleurlaufbahn, die durch die Beschneidung der I-Laufbahn im Zuge der Reform 2015 entstanden sind, nun endlich ausgebessert werden. Es hat den Anschein, dass hartnäckiges und wiederholtes «Angraben» am Ende doch von Erfolg gekrönt ist.
Die Bestrafungskultur ist der Henker jeder Sicherheitskultur
Die Sicherheit hat bei den CFL oberste Priorität. Dies wird bei jeder Gelegenheit (CFL-Safety Day, Sécherheet a mir) von den Verantwortlichen der CFL betont. Die CFL streben eine „unabhängige“ Sicherheitskultur an. Das bedeutet, dass sich jeder Mitarbeiter bewusst ist, dass die Sicherheitsvorschriften zum eigenen Schutz (Selbstschutz) und zum Schutz der Kollegen, Kunden und externen Dienstleister existieren und eingehalten werden müssen. Die Einführung und Verankerung einer Sicherheitskultur in einem Unternehmen erfordert eine starke und vor allem menschenorientierte Führung, die das Vertrauen der Mitarbeiter genießt.
Stellt man diesen hohen Anspruch dem aktuellen Prozess der „Culture Juste“ gegenüber, so treffen zwei gegensätzliche Philosophien aufeinander. Die letzten Monate haben gezeigt, dass die CFL-Leitung den Weg der Lern- und Lehrkultur der „culture juste“ verlassen hat und wieder einer reinen Bestrafungskultur frönt. Ein solches Vorgehen ist fatal für die Entwicklung einer Sicherheitskultur, die davon lebt, dass jeder Beinaheunfall, jedes unsichere, aber sicherheitsrelevante Verhalten frei und ohne Angst gemeldet wird. Wenn wir an einer effizienten Sicherheitskultur festhalten wollen, muss der Fehler erlaubt sein, muss aus dem Fehler gelernt und seine Verbesserung gelehrt werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass für jeden möglichen, aber gemeldeten Fehler ein Persilschein ausgestellt wird. Jeder muss sich seiner Verantwortung bewusst sein und wissen, dass ein Verhalten oder eine Handlung immer Konsequenzen hat. Aber wir als SYPROLUX wollen eine Fehler- und Lernkultur fördern und eine klare Trennung zu einem Disziplinarverfahren. Das Prinzip der „culture juste“ in einem Atemzug mit einer „matrice de gravité“ in einem Disziplinarverfahren zu nennen, erstickt letztlich jeden Funken von Meldebereitschaft bei Beinaheunfällen im Keim und schreckt ab.