Mer gesinn eis!
Es ist gar nicht so einfach, ein paar Worte über Jean-Paul zu verlieren. Es tut weh einen guten Menschen gehen zu lassen, in dem Wissen, ihm nicht haben helfen zu können. Aber eigentlich brauchen wir Jean-Paul nicht gehen zu lassen. Jean-Paul wusste stets selbst ganz genau, wann es Zeit war, Dinge oder Situationen loszulassen. Er wusste wann ein Dossier „giess“ war oder wann noch Verhandlungsspielraum bestand. Es gab nur eine Voraussetzung: Die Arbeit muss erledigt werden.
Jean-Paul Schmitz ist ein großartiger Mann, eine Führungspersönlichkeit und vor allem ein „Macher“
Seine große Gabe ist es, sich selbst immer wieder zurückzunehmen, um die Menschen um ihn herum voranzubringen. Mit dieser Philosophie lässt sich Jean-Pauls Präsidentschaft im SYPROLUX am besten beschreiben.
Für den SYPROLUX war nie eine Stunde zu früh noch zu spät. Und so blendete er öfters mal die Arbeitsbedingungen aus und saß, zwischen seiner Früh- und Nachtschicht trotzdem mit uns am Tisch, um zu diskutieren.
Und debattieren, argumentieren, „gutes Streiten“: das ist JPs Ding
„Es reicht nicht aus, nur den ersten Satz einer E-Mail zu lesen und zu denken, dass man Recht hat!“ „Hören Sie auf, im Text hoch und runter zu scrollen, Sie finden sowieso nicht, wonach Sie gerade suchen.“ „Oh! Ich bin schon dabei, die Fahnenstangen abzustauben.“ Mit genau solchen Sätzen hat Jean-Paul so manchem Dienstchef und sogar Direktor den Schweiß auf die Stirn getrieben. Die Protestdemo im Service BU wegen nicht vorschriftsmässiger Einhaltung von Pausen, die Commission Paritaire um die Reform im öffentlichen Dienst, das jährliche Ringen um den Personalbestand in den einzelnen CFL-Sparten, der 6. Bahnsteig oder auch inoffiziell „quai Schmitz“ genannt, im Bahnhof Luxemburg: Dossier über Dossier und die Jahre vergehen wie im Flug. Inzwischen ist es Zeit für den Vorruhestand. Jean-Paul hat sein SYPROLUX-Team aufgestellt, geformt und in die erste Reihe platziert.
Doch diese SYPROLUX-ler hängen noch sehr an ihrem ehemaligen Präsidenten. Sie brauchen ihn als ihren Berater, als ihren Unterstützer.
Jean-Paul ist ein Kämpfer!
2022 feiern wir gemeinsam den 100. Geburtstag des SYPROLUX. Gewiss ein grosser Moment. Doch viel wichtiger: unser Freund hat ein erstes Mal den Krebs hinter sich gelassen. Wir nähern uns den Sozialwahlen. Und obwohl Jean-Paul mittlerweile im „echten Ruhestand“ angelangt ist, zieht er mit uns in die Wahlkampagne und zwar für die Wahlen der „Chambre des Salariés“.
Bei den CFL-Betriebswahlen, fiebert keiner so sehr den Wahlergebnissen entgegen wie Jean-Paul. Den ganzen Tag über, lauerte er auf Zwischenresultate, erstellte Tabellen mit Hochrechnungen und Wahlanalysen. Und als am späten Nachmittag des 15. März feststand, dass der SYPROLUX die Sozialwahlen mit einem 5:5 in der Délégation Centrale gewonnen hatte, steppte in der rue de Strasbourg der Bär. Niemand hat diesen Moment ausgelassener gefeiert als Jean-Paul. Die Freude und der Stolz in seinen Augen waren unbeschreiblich und liessen all die Mühen der vergangenen Wochen und Monate vergessen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte unser Freund den Krebs ein weiteres Mal auf den Teppich geschickt.
Kein Klagen. Stille
Alle bewunderten wir diesen unerschütterlichen Willen von Jean-Paul, diese Leichtigkeit mit der er von Chemotherapie, Port-Katheter oder „seiner Haarpracht“, die ihm abhanden gekommen war, erzählte. Nie hörten wir Jean-Paul klagen, aber wir spürten, dass sich etwas bei und in unserem Freund veränderte. Wörter wie „Müdigkeit“, Appetitlosigkeit fallen öfters. Und als Jean-Paul beginnt von Schmerzen zu reden und gleichzeitig seine Nachrichten seltener werden, wissen wir, dass unser Freund dieses Mal in den Seilen hängt. Wir halten an Jean-Paul fest, telefonieren mit ihm, fahren abwechselnd zu ihm ins Krankenhaus, um ihn zu sehen.
Ein letztes Beisammensein
Neben Motorrad- und Fahrrad fahren ist Jean-Paul ein leidenschaftlicher Angler gewesen. Das mag einen wundern, da Jean-Paul nun nicht gerade die Geduld in Person war. Aber beim Angeln ist Jean-Paul die Ruhe selbst. Er erklärt mit einer Engelsgeduld wie man den armen, sich umher windenden Wurm auf den Haken tun soll; wie man die Angel auswirft, was man beachten muss, wenn der „Stëppchen“ im Wasser auf einmal untertaucht.
Es ist der 06. Juli, ein Samstagmorgen. Gezeichnet durch einen unbarmherzigen Gegner, sitzt Jean-Paul mit uns am Fischweiher. Wir erleben einen grossartigen Mann, der seine ganze Kraft mobilisiert hat, um diesen Moment mit seinen Leuten zu geniessen. Ein unschätzbarer, unvergesslicher Moment. 12 Tage später geben wir unserem Freund das letzte Geleit.
Ein Mann der Tat, keiner der grossen Worte
Mit Jean-Paul Schmitz verliert der SYPROLUX „e Mann vum Terrain“. Jean-Paul wurde am 01.10.1977 bei den CFL als „facteur Ex stagiaire“ eingestellt. Er war mit Leib und Seele bis zur „Préretraite“ Fahrdienstleiter und Aufsichtsbeamter im Bahnhof Luxemburg. Zusammen mit Paul Gries, konnte er von sich behaupten den neuen „PdL“, das Hauptstellwerk in Luxemburg, 1992 mit in Betrieb genommen zu haben.
Dem SYPROLUX trat Jean-Paul am 1.11.1978 bei. 1990 kandidierte er ein erstes Mal bei den Sozialwahlen. Und nein, JP wurde damals nicht als Personalvertreter gewählt. Dies gelang ihm erst bei den darauffolgenden Wahlen von 1994. Und ab da war Jean-Paul Schmitz in der CFL-Gewerkschaftlerszene unumgehbar. Sehr zum Leid so mancher Dienstchefs, die sich mit einem Cigarillo-rauchenden „Grumpy“ auseinander setzen mussten. Denn dieser störte sich nicht daran, sogar einen Verwaltungsratspräsidenten im Urlaub bei seinen Tapas zu stören, wenn „de Bam gebrannt huet.“ Selten ging Jean-Paul einem hitzigen Wortgefecht aus dem Weg, ob beim Dienstchef, in der Zentraldelegation oder im CFL-Verwaltungsrat. Doch war er immer bemüht den Ball und nicht den Mann zu spielen, auch wenn es den einen oder anderen Ausrutscher gab.
SYPROLUX-Intern war JP nicht weniger aktiv. Ende der 90er Jahre bekleidete er das Amt des Sekretärs der Sektion Luxemburg, bevor er kurz darauf den Präsidentenstab von Jean Kayser übernahm. Hinzu kam die Aufgabe des 1. Vize-Präsidenten des SYPROLUX.
Eine Gewerkschaft ist nicht gefeit vor unruhigeren Gewässer. Und so kam es, dass im Jahre 2011 Jean-Paul Schmitz zum SYPROLUX-Präsidenten gewählt wurde. JP hatte eine klare Vorstellung, wie er sein Mandat ausüben wollte.
Sein Ziel war es ein Team aufzubauen, welches den SYPROLUX in die Zukunft führen sollte. Sich selbst sah er als Übergangspräsidenten an. Aus diesem Grund beharrte er darauf, seine Freistellung als Präsident an seine Generalsekretärin abzutreten, um so auf dem Terrain und auf „seinem“ PdL bleiben zu können. 2015 reichte Jean-Paul-Schmitz den Präsidentenstab weiter an mich, „seng Presidentin an zwar di éischt Gewerkschaftspresidentin hei am Land“, wie er immer wieder betonte.
Stets diskret, niemals aufdringlich
Jean-Paul fungierte ab diesem Moment weiter im SYPRO LUX-Büro als Berater. Ob im Krisen-Mangement in der Covid-Pandemie, bei der Ausarbeitung neuer Statuten oder der Betreuung unserer Betriebskommissionen, überall war er präsent und auf Abruf bereit.
Jean-Paul hatte sein eigenes Ziel erreicht. „Seng Ekipp“ mit Paul Gries, Steve Watgen, Fraenz Duhr, Frank Dumont und meinereiner hat er aufgestellt. An uns liegt es nun sein Vermächtnis weiter zu tragen.
Äddi Jean-Paul.