Eigentlich sind die Tage der lautstarken Kundgebungen und Protestmärsche am 1. Mai in Luxemburg gezählt. Mittlerweile laden sogar die national repräsentativen Gewerkschaften ihre Mitglieder und Sympathisanten am Feiertag zu einem Familienfest ein. In einem zwanglosen Rahmen lässt sich so manches Problem mit Kolleg:innen diskutieren und öfters auch lösen.

Aber Vorsicht, das heißt nicht, dass die Gewerkschaften zu einem zahnlosen Tiger mutiert sind. Angesichts der regelmäßigen Horrormeldungen über den Stellenabbau auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt wird deutlich, wie wichtig Gewerkschaften und ein guter Sozialdialog sind, wenn Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden sollen. Ein Beispiel für einen nicht funktionierenden Sozialdialog lieferte jüngst die Firma Tarkett, bei der 126 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen.

Kritisch-konstruktiver Sozialdialog:

Bei den CFL wird der Sozialdialog zwischen den Sozialpartnern als Stärke gesehen. Das heißt aber nicht, dass Gewerkschaften und Unternehmensleitung immer einer Meinung sind. Deshalb ist es unsere Aufgabe als SYPROLUX, auf der Hut zu sein. Die kommenden warmen oder heißen Eisen wie z.B. Mitarbeitergespräche, Bereitschaftsdienst, Personalstatut müssen sowohl im Sinne der Arbeitnehmer:innen als auch des hoch gepriesenen „Wir“ verhandelt und umgesetzt werden. Wenn nötig auch mit härteren Bandagen.

Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Fakt ist, dass der anhaltende Personalmangel, das hohe Investitionsvolumen und die damit verbundene Vielzahl an Projekten zu einem eher ungesunden Arbeitsklima führen. Jüngsten Umfragen zufolge befindet sich die Mitarbeiterzufriedenheit im freien Fall. Diese Feststellung liegt jedoch im Auge des Betrachters und seiner Interpretation. Wenn also ein Teil der Belegschaft zu 35% eine positive Meinung äußert, dies auch noch eine Verbesserung gegenüber einer früheren Umfrage darstellt, ist dies in unseren Augen weder eine Verbesserung noch ein Erfolg. Eine solche Berechnung erhöht per se die Unzufriedenheit der anderen 65%, die sich in diesem Punkt übergangen und veralbert fühlen.

Lähm- / Lehmschicht muss durchbrochen werden.

Die CFL-Direktion scheint erkannt zu haben, dass im Unternehmen ein großer Handlungsbedarf hinsichtlich gezielter Information und offener Kommunikation besteht. Der Dialog vor Ort und mit den Mitarbeitern an vorderster Front muss in den Mittelpunkt gerückt werden.

Als SYPROLUX begrüßen wir den Willen der CFL-Direktion, diese fast hermetische Lehmschicht, die das Unternehmen jahrzehntelang gelähmt hat, zu überwinden, indem sie gezielt auf die Belegschaft zugeht. Die Nähe einer Führungskraft zu ihren Mitarbeitern ist für die Entwicklung eines Unternehmens unerlässlich. Als SYPROLUX können wir diesen Ansatz nur unterstützen. Wir wollen, dass solche Initiativen Früchte tragen und nicht nur Lippenbekenntnisse sind.

Wo bitte ist Frau Backes?

Inzwischen gestaltet sich der Dialog mit unserer Mobilitätsministerin sehr schwierig, vor allem wenn Anfragen unbeantwortet bleiben. Deshalb versuchen wir es mit einem Appell (siehe Seite 2). Gesprächsstoff gibt es genug. Sie übersteigen bei weitem den Rahmen einer Stellungnahme der Arbeitnehmerkammer zum Gesetzesentwurf Nr. 8335. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass der Dialog mit einer Gewerkschaft nicht nur über die Arbeitnehmerkammer läuft, sondern man sich von Angesicht zu Angesicht auf Augenhöhe begegnet. Sonst werden es fünf lange Jahre. Die sind zwar lang genug, um das Büro zu räumen, aber sicher zu lang, um nur Katz und Maus zu spielen. Die Eisenbahner:innen haben mehr verdient.

Fränz DUHR