Irgendwie lässt die Festtagsstimmung dieses Jahr auf sich warten. Es kann nicht nur am Wetter liegen, denn so richtige weiße Weihnachten mit knackigen Minustemperaturen und schönen langen Eiszapfen hier und da, sind eh in unseren Breitengraden nicht mehr die Regel. Sieht man aber die Sportler beim Winterskispringen durch die Luft segeln und auf grünem Rasen landen, da glaubt man schon in einem falschen Film zu sein.

Heiz- und Energiekosten explodieren, Inflation galoppiert

Auch sind die Weihnachts-, Lichter- und Wintermärkte heutzutage muss man ja sehr auf sein Wording aufpassen gut besucht. Stadt und Ort erstrahlen im Lichterglanz. Spätestens da kriegt der eine oder andere schon ein schlechtes Gewissen, wenn er an die Stromrechnung denkt. Wirft man einen Blick in manche Büros, entdeckt man Thermometer, flauschige Decken oder kuschelige Jacken. Hier wird nicht etwa gemessen, ob es vielleicht zu kalt wäre, sondern ob es nicht zu warm ist. Es gab einmal Zeiten, wo wir in den Werkstätten streiten mussten, damit man den Kolleginnen und Kollegen Heizstrahler bzw Heizkörper installiert, damit denen bei der Unterflurdrehbank im Winter im Luftzug die Finger nicht gleich blau anliefen.

Hoffentlich wird es ein milder Winter, denn sonst wird es für so manche Haushalte eine lange Zeit, denn die brauchen keine Messung. Sie wissen, dass der Preis für Wärme ihnen die Mittel raubt. Mittlerweile ist Luxemburg ein armes reiches Land. Das Phänomen der „working poor people“ hat sich leider etabliert. Und eine Armutsquote von 7,3%, die sich unter anderem aus einer Einkommensarmut von 18,1% und einer Konsumarmut (Verlust der Kaufkraft) von 19,8% ergibt, lässt sich nicht schönreden. Deshalb blasen verschiedene Regierungsmitglieder schon mal zum Scheingefecht.

Schuster bleib bei deinen Leisten

In schwierigen Zeiten und in denen sind wir definitiv angekommen, ist es weder politisch noch menschlich besonders schlau, Neid zu schüren. Die Menschen sind seit März 2020, dem ersten Lockdown der Corona-Pandemie, über den 24. Februar 2022 und bis dato in einem Dauerstresszustand. Proteste, Demos, Lieferengpässe, galoppierende Inflation, Erhöhung von Darlehenszinsen und die volatile Preisentwicklung von Brennstoffen aller Art, führen dazu, dass die Lunte bei vielen von uns sehr kurz geworden ist.

Dies stört den Minister des öffentlichen Dienstes offensichtlich wenig. In seiner demonstrativen Coolness kommt er mal eben mit einer Studie über die Zulagen und die Löhne im öffentlichen Dienst um die Ecke. Und dies zufälligerweise vor anstehenden Gehälterverhandlungen im öffentlichen Dienst, wo die Staatsbeamtengewerkschaft zurecht unter anderem eine Punktwerterhöhung fordert. Den Durchschnitt eines Gehaltes im „öffentlichen Sektor“, der aus einer Vielzahl von Berufen, Laufbahnen, Profilen, Verwaltungen und parastaatlichen Betrieben besteht, in der Presse breit zu treten, ist gelinde ausgedrückt, so hilfreich, wie ein Furunkel am Allerwertesten. So einen „heißen Scoop“ sollte man besser in der Regenbogenpresse oder eventuell noch in der Sportberichterstattung vom Stapel lassen. Ronaldo und Co beziehen noch ganz andere Zulagen als ein luxemburgischer Staatsbeamter. Minister Hansen, es heißt nicht umsonst: Schuster bleib bei deinen Leisten.

Glaubt man dem Präsidenten der Staatsbeamtengewerkschaft, Romain Wolff, war man sich 2016 einig geworden, eine Analyse der Zulagen im öffentlichen Dienst zu erstellen. Dies geschah nach der Reform von 2015, wo die Einstiegsgehälter abgesenkt wurden und das Fiasko der 80-80-90-Regel seinen Lauf nahm. Am Verlust der Attraktivität des öffentlichen Sektors kaut man heute noch. Als SYPROLUX können wir unsere Kolleginnen und Kollegen der CGFP nur unterstützen, denn auch der Eisenbahnbereich, welcher an den öffentlichen Dienst gekoppelt ist, braucht dringendst eine Aufwertung der unteren Laufbahnen und einen Anstieg an Attraktivität, besonders im Handwerkerbereich.

Hausaufgaben vor dem Wahlkampf erledigen

2023 ist ein so genanntes Superwahljahr. Doch möchten wir als SYPROLUX unseren Mobilitätsminister daran erinnern, dass im Rahmen des „Comité de pilotage sécurité dans les transports publics“ noch einige Hausaufgaben offenstehen. Da wäre die Neufassung des Gesetzes von 2009 zur Sicherheit im öffentlichen Transport, dessen Text noch immer auf sich warten lässt. Und in diesem Zusammenhang wäre es gut, wenn François Bausch seinen Amtskollegen und jetzigen Polizeiminister, Henri Kox, daran erinnern würde, dass er im März 2019 der Schaffung einer Polizeieinheit für den öffentlichen Transport in einem offiziellen Treffen mit dem SYPROLUX zugestimmt hatte. Sie sehen, Herr Minister unsere Wunschliste für Weihnachten ist nicht besonders lang, doch sie könnte vieles in die richtigen Bahnen leiten.

Im Namen des SYPROLUX wünsche ich all unseren Leserinnen und Lesern, trotz aller großen und kleinen Sorgen, eine ruhige und besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.

Mylène BIANCHY