Hoffentlich konnten Sie, liebe Leserinnen und Leser, den Sommer genießen und die Batterien in Ihrem wohlverdienten Urlaub wieder aufladen. So manchen Kolleginnen bzw. Kollegen war dies nicht unbedingt vergönnt. Sie waren über die Sommermonate auf einer oder mehreren Baustellen des CFL-Netzes im Einsatz. Euch, Kolleginnen und Kollegen, gebühren unser Dank und Respekt. Sollte eine Verschnaufpause auf dem Programm stehen, so wünschen wir gute Erholung. Ein voller Tank an Energie werden wir sicherlich für die bevorstehende Zeit alle gebrauchen können.
Nach einem Rekordsommer auch ein heißer Herbst?
Die Vorzeichen lassen nichts Gutes erahnen. Ansteigende Energiepreise gekoppelt an einen Kaufkraftverlust, der nicht mehr zu übersehen ist, geben Anlass zur Sorge. Immer mehr unserer Mitmenschen bis in die Mittelschicht hinein, stoßen an ihre Grenzen. Die Finanzierung der Lebenserhaltungskosten, das Abbezahlen von Krediten sorgen bei vielen des Öfteren für schlaflose Nächte.
Regierungsmitglieder im Dauerstress auf der „Fouer“ und sonstigen Volksfesten
Die Politiker, voran die aus der Regierung, genießen die hohen Temperaturen des Sommers und suhlen sich in jedem möglichen Menschenbad. Man ist ja schließlich nahe beim Volk! Und was den Handlungsbedarf in punkto Wirtschafts-und Kaufkraft anbelangt, lässt man sich nicht treiben und beruft seelenruhig erst für Mitte September eine Tripartite ein, um dann im Oktober eine Lösung vorzustellen. Aber dieses Mal soll es eine gemeinsame Lösung sein, getragen von allen Sozialpartnern. Hoffentlich verkommt die Tripartite, die beim Schreiben dieser Zeilen noch in der Zukunft liegt, nicht zu einer Farce bzw. einer Nullnummer. Man sollte eventuell auch daran erinnern, dass die Rechnung der Corona-Pandemie ebenfalls noch in irgendeiner Schublade liegt. Also an Herausforderungen wird es demnach nicht fehlen.
Steht man etwa schon in den Startlöchern für das Superwahljahr 2023?
Es fällt schon auf, dass besonders unser Premierminister und seine Gefolgschaft, aber auch zahlreiche andere Abgeordnete und die, die es vielleicht einmal werden wollen, auf den verschiedensten Veranstaltungen auftauchen. Fröhlich Hände schütteln, um die Wette in die Kameras lächeln. Hier und da ein Selfie. Zwischendurch noch ein paar Meter Straßenbahn einweihen. Alles ganz chill, politische „Dolce Vita“. Wenn das nicht die ersten Vorboten des Wahlkampfes sind? Es scheint, als sei das Buhlen um die Gunst des Wählers eher prioritär, als die wahren Probleme des Landes anzugehen und Lösungen zu erarbeiten. Und mit einem durchschnittlichen Armutsrisiko von 17,5% (2019) und einer sogenannten „persistance de pauvreté“ von 8,3% (2019), besteht die Gefahr, dass auch der Mittelschicht langsam, aber sicher die Luft ausgeht.
Der Kunde im Mittelpunkt und der Mitarbeiter im Vordergrund,
so lautete eine der Kernaussagen des Generaldirektors Marc Wengler anlässlich des Staffday 2022. Für dieses exemplarische „WIR“, bedankte sich Marc Wengler in seiner Rede bei allen Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern für ihren Einsatz in den vergangenen zwei Jahren. Denn die CFL war eine der wenigen Eisenbahnen, die ihr Angebot nicht herunter schraubte während der Pandemie. Unterstrichen wurde dieses aus der CFL-Strategie stammende „Wir“ mit der Auszeichnung einer Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kategorie „Topinitiative“.
Taten müssen dem Schulterklopfen folgen
Nach diesem rundum Schulterklopfen, müssen jetzt aber auch konkrete Taten folgen. In vielen Betrieben ist die Stimmung unter der Belegschaft spürbar angespannt und viele Mitarbeiter sind an ihren Grenzen angelangt. Den Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen, darf sich nicht darauf beschränken einmal im Jahr einige verdienstvolle Mitarbeiter auszuzeichnen und die restlichen 364 Tage im Jahr die Augen vor den Fakten zu schließen. Seit Jahren gibt es Personalengpässe in den unteren Laufbahnen. Angeblich ist das jedem bekannt, aber es wird nichts unternommen, um dem entgegenzuwirken. „Mir fannen keng Leit“, ist die immer wieder kehrende Ausrede. Was ist passiert, dass innerhalb der letzten Jahre die CFL so unattraktiv in den unteren Laufbahnen wurde, dass die jungen Leute heute uns nicht mehr die Tür einrennen? In diesem Jahr wurde bis dato nicht ein einziger Mitarbeiter für den Signaldienst oder den Gleisbau eingestellt. Dies sind die Leute, die durch Ihr Wissen, ihr Können und ihren unermüdlichen Einsatz die Züge am Laufen hielten und halten. Was sind die Lösungen um den Personalmangel hier gezielt anzugehen? Nur ein neuer Employer Branding Film kann es wohl nicht sein. So langsam fühlt sich die betroffene Belegschaft nicht mehr ernst genommen. Darunter leidet die Motivation und der Schritt bis zur innerlichen Kündigung ist dann nicht mehr weit entfernt.
Der Kunde im Mittelpunkt
Leider hat der CFL-Kunde in letzter Zeit wenig zu lachen. Nebst den jährlichen Großbaustellen über den Sommer, wo die Kommunikation sich deutlich verbessert hat, kam dieses Jahr jedoch ein unvorhergesehenes Ereignis hinzu: ein Zwischenfall im Tunnel „Schieburg“ wird wohl längerfristig andauern und den Kunden an den Rand der Verzweiflung bringen. Aber auch im Süden des Landes zwischen Esch/Alzette und Petingen rollen seit drei Wochen keine Züge mehr. Eine quasi nichtexistierende interne Kommunikation zu diesen Zwischenfällen führt zu vielen Gerüchten und Spekulationen. Keine optimale Art und Weise das „Wir“-Gefühl zu stärken.
Des weiteren lässt defektes Rollmaterial die Zugbegleiter öfters verzweifeln und den Kunden frustriert auf der Strecke. Sicherlich sind Engpässe beim Ersatzmaterial eine Erklärung, aber für den Kunden leider nur ein schwacher Trost. Hoffentlich sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass diese Situation auf Dauer nicht tragbar ist, weder für den Kunden noch für unter anderem die Zugbegleiter!
Tableaux de Service im MI
Eigentlich dürfte einem Startschuss für die Einführung der einjährigen Testphase der „tableaux de service“ nichts mehr im Wege stehen. Außer vielleicht der Dienstchef des MI. Bei seinem Handeln wird man das Gefühl nicht los, dass dieser bewusst den Sozialdialog und die mit dem GI-Direktor geleistete Vorarbeit torpedieren will und sein eigenes Süppchen zu kochen. Dies werden wir verhindern und fordern besagten Chef de Service nochmals auf, endlich den Sozialdialog zu pflegen und zu respektieren in dem er eine adäquate Kommunikation zu diesem äußerst wichtigen Projekt unterstützt und mit ausarbeitet.
100 Jahre SYPROLUX
All diese Baustellen dürften uns einen heißen Herbst bescheren. Dies wird uns viel Mut und Durchhaltevermögen abverlangen. Eine gute Gelegenheit sich auszutauschen und sich einzuschwören auf die bevorstehenden Herausforderungen, ist die Feier zum 100. Geburtstag des SYPROLUX am 30.09.2022 auf der Marie Astrid. Wir hoffen Sie alle dort begrüßen zu können und mit Ihnen anzustoßen. Bei solchen Ereignissen sind in der Vergangenheit zu später Stunde so manch „däreg Dossier’en“ geklärt worden.
Mitarbeiterumfrage
Im Oktober steht die nächste Mitarbeiterumfrage an. Von SYPROLUX Seite aus geht der Aufruf an dieser Umfrage teilzunehmen und möglichst zahlreich die Fragebogen zu beantworten. Denn nur durch eine rege Teilnahme und ehrliche Antworten, können wir als Gewerkschafter die Problemfelder ebenfalls klar umreißen, unterstreichen und helfen Veränderungen herbeizuführen. Diese Umfrage ist und bleibt eine Möglichkeit seine Meinung zum Ausdruck zu bringen, ein Recht und Privileg, von dem man unbedingt Gebrauch machen sollte.
Fränz DUHR