2021 ist für die CFL ein Jubiläumsjahr. Und mit ihren 75 Lenzen ist die luxemburgische Eisenbahngesellschaft ganz schön flott unterwegs. Sie konnte trotz der Corona Pandemie das Jahr 2020 mit einer positiven Bilanz abschliessen und dies ohne auf staatliche Beihilfen zurückgreifen zu müssen.

Heute schon an Übermorgen denken

Blickt man über die europäische Eisenbahnlandschaft, so gewinnt man schnell die Erkenntnis, dass die CFL mit ihrem hohen Investitionsvolumen allein auf weiter Flur steht. Als Eisenbahnergewerkschaft begrüßen wir indes jede einzelne Investition in den Schienensektor. Denn ein effizientes, gut ausgebautes Schienennetz, auf welchem qualitativ hochwertiges und sicheres Material rollt, ist ein wichtiger und gewichtiger Baustein zur Verwirklichung des europäischen „Green Deal“.

Als SYPROLUX begrüßen wir das Mobilitätskonzept 2035 von Minister François Bausch, welches den Ausbau des Streckenabschnitts Ettelbrück-Diekirch samt neuer Haltestelle „Ingeldorf“ vorsieht. Doch im selben Atemzug ist für uns nun ebenfalls die Gelegenheit auf der Nordstrecke eine Verlängerung in Richtung Bissen und Gilsdorf mit anzugehen. Man soll sogar noch weitergehen und die dringend notwendige Überholung in Michelau, sowie den Ausbau zwischen Klerf und Ulflingen mit angehen.

Das Jahr 2035 ist eigentlich schon Morgen. Man sollte daher nicht mit dem Planen aufhören, besonders nicht, wenn man die Schiene als Rückgrat des öffentlichen Personentransports sieht. Der Osten, mit den Kantonen Echternach und Remich, sowie der Westen, mit dem Kanton Redingen, wurden durch den Abbau des Schienentransports über Jahre hinweg stiefmütterlich behandelt. In diesen Regionen liegt gewiss Entwicklungspotential für die Schiene.

Wir sind die Eisenbahn,

dies ist einer der Leitsätze, welche die CFL-Direktion in ihrem Strategiepapier 2021-2025, unterstreicht. Die gewerkschaftliche Interpretation lautet dann: und die Sozialpartner sind da, damit das „Wir“ nicht am Ende auf der Strecke bleibt. Eisenbahnerinnen und Eisenbahner halten den Betrieb am Rollen, deshalb ist deren Wohlergehen und berufliche Entwicklung per se der Leitspruch des SYPROLUX. Nur muß man sich bewußt sein, dass wir uns stets auf einem langen und oft steinigen Weg befinden. Das mag frustrierend sein, doch es ist das Los derer, die etwas verändern oder bewegen wollen.

Zielgerade in Sicht

Im „Comité de Suivi Règlementation RH“ ist in den vergangenen Monaten gleich an mehreren Dossiers eifrig gearbeitet worden. Dieses Gremium wurde von CFL-Direktion und Gewerkschaften zusammen ins Leben gerufen und dient als Zulieferer für die Zentraldelegation (DC). Entstanden ist das „Comité de Suivi Règlementation RH“ im Zuge der Umsetzung der Reform im öffentlichen Dienst. So befasste man sich mit der Einführung der Zeitsparkonten und des „Télétravail“ bei den CFL, welche wiederum eine Anpassung der gleitenden Arbeitszeit (horaire mobile) und eine Anpassung der Generalorder N°13 (congés) verlangten. Hier ist zu bemerken, dass es den Sozialpartnern gelungen ist eine sogenannte „dispense pour besoins personnels“ einfliessen zu lassen. Es handelt sich hier um 8 Stunden, welche jedem statutarischen Eisenbahner zur Verfügung gestellt werden und ist eine Kompensation für die Mitarbeiter, welche bis dato über keine „dispense pour raisons médicales“ verfügten. In Bezug auf die gleitende Arbeitszeit, werden für diese Kolleginnen und Kollegen die so genannten „plages fixes“ künftig entfallen.

Immer wieder haben wir als SYPROLUX darauf gepocht, dass auf Grund der Einführung des ARE3-Prinzips (reclassement, reconversion, réorientation) der Personalabteilung, die aktuellen Bestimmungen für unsere „agents inaptes“ nicht mehr zeitgemäß, bzw angebracht sind. Nach langen Diskussionen, konnte man sich auf einen gemeinsamen Text einigen. In Zukunft werden unsere Kolleginnen und Kollegen, welche in ihrem initialen Beruf arbeitsunfähig geworden sind, neue Perspektiven zur Berufsentwicklung erhalten.

Beide hier oben genannte Dossiers sollen in der Zentraldelegation vom 14. Juli 2021 vorstellt, diskutiert und verabschiedet werden.

Dagegen sehen wir bei der Neuorientierung des Bereitschaftsdienstes (astreinte), sowie bei der Einführung von Dienstplänen im Service MI ein noch recht vages Licht am Ende des Tunnels. Nur können wir noch nicht abschätzen wie lang der Tunnel ist, in den wir hineingefahren sind. Nun wir werden sehen. Bestimmt findet sich ein Streichholz oder sogar ne Taschenlampe. Manchmal muss man sich auf folgende italienische Lebensweisheit zurückbesinnen: Chi va piano, va sano e va lontano! Und das zu tun ist für eine fast 100-jährige nicht der schlechteste Weg!

Mylène BIANCHY